Künstler aus Obernberg

Obernberg ist auch kunsthistorisch gesehen ein "Hot spot", denn der Ort scheint als passauische Bischofsresidenz zeitweilig auch Aufenthaltsort bedeutender Künstler gewesen zu sein. Möglicherweise hat sich auch Walther von der Vogelweide, als zeitweiliger Dienstnehmer des Bischofs von Passau hier aufgehalten.

Außergewöhnlich ist auf jeden Fall, dass zwei bedeutende Künstler des sogenannten „Donaustils“, einer spätgotischen Tafelmalkunst um 1500, engen Bezug zu Obernberg hatten: Rueland Frueauf der Ältere und Rueland Frueauf der Jüngere. Der „Ältere“ wurde eventuell sogar hier geboren, zumindest sein Vater Ulrich und Großvater Jörg waren Obernberger Bürger.

Maler Hans Egkhel , der spätgotische „Meister der Katharinenlegende“, heute zu sehen im Stift Melk, stammt mit Sicherheit von hier. Sein Testament aus dem Jahr 1495, in dem er in der „Kirche der Schöffleute“ eine Messe lesen ließ, ist noch erhalten. Eine Übersetzung davon ist im Heimatmuseum zu betrachten.

Mitte des 18.Jhdts. lebte einer der bedeutendsten Stuckateure des deutschsprachigen Raums mehrere Jahre lang in Obernberg: Johann Baptist Modler.

Und schließlich war der Markt langjähriger Wirkungsbereich und schließlich Wahlpfarre und Sterbeort des bekannten Mundartdichters Pfarrer Anton Reidinger.

Der „Sänger der Weihnacht“ ist Texter und Komponist eines der beliebtesten Weihnachtslieder überhaupt: „Es wird scho glei dumpa“ stammt aus der Feder Anton Reidingers.

Kanonikus Anton Reidinger wurde am 29.4.1839 in Krenglbach bei Wels als Sohn des dortigen Schulleiters geboren.

In der heiligen Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1912 verstarb er in seiner geliebten Wahlpfarre Obernberg am Inn und ist hier auch beigesetzt.

Durch die intensive Forschung von Konsulent Ing. Alfred Herrmüller aus Krenglbach konnte nachgewiesen werden, das Pfarrer Anton Reidinger der Schöpfer des Liedes "Es wird scho glei dumpa" ist. Er hat sowohl die Melodie als auch den Text verfasst.

Reidinger war als "Sänger der Weihnacht" bekannt, da er schon als Kooperator in Bad Ischl das beliebte "Ischler Krippenspiel" geschrieben hatte. Der Zauber der Weihnachtszeit war mit seinem Schicksal ganz besonders verbunden, denn im berührenden Gedicht "Da glücklo Mettengang", in dem er den Tod eines alten Mütterls während der Christmette einfühlsam beschreibt, nimmt seinen eigenen Tod vorweg.

In der Gedichtsammlung "Oberösterreicha Bleamöln" ist aber nicht nur jahreszeitliche, sondern charmant direkte, augenzwinkernde, liebevoll durchschauende und immer volksnahe Lyrik in alter öberösterreichischer Mundart zu finden.

Reidinger war überaus beliebt in jeder Gemeinde, in der er seinen Dienst tat. Die Liebe zu den Menschen, die Kunst und die Schönheit der Landschaft und der Orte seiner oberösterreichischen Heimat bildeten den Antrieb für sein vielfältiges Engagement.

In Obernberg war er Gründungsmitglied des 1872 gegründeten Verschönerungsvereins, aus dem später der Heimatverein ausgegliedert wurde.

Er setzte sich nicht nur menschlich, sondern auch finanziell aus ganzen Kräften für Obernberg und seine Bürger ein.

Wir sind uns sicher, dass Pfarrer Reidinger auch mit den heutigen Aktivitäten des Heimat- und Kulturvereins und des Verschönerungsvereins seine Freude hätte! Nach einer Idee von BGM. Martin Bruckbauer wurde das ehemalige Rathaustor in "Anton Reidinger Haus" umbenannt.

Literatur:

Alfred Herrmüller, Es wird scho glei dumpa. Ein oberösterreichisches Lied von Anton Reidinger, Hg.: Initiative für Krenglbach, Krenglbach 2012

Alfred Herrmüller, Oberösterreicha Bleamöln. Gedichte in oberösterreichischer Mundart von Anton Reidinger, Eigenverlag 2014