Die Sammlung
Das Heimatmuseum Obernberg, seit Jahrzehnten liebevoll "Heimathaus" genannt ist Herzstück der Arbeit des Heimat- und Kulturvereins.
Im Museum ist der drastische Wandel von Berufsbildern im Strom der Zeit anschaulich dargestellt. Der Mensch und seine Arbeit im Wandel. Auch in der heutigen Zeit sind Berufsbilder großen und schnellen Veränderungen unterworfen. Dass die Menschen der Vergangenheit diese Erfahrungen auch machten, wird im alten Gemäuer des Gurtentores erfahrbar gemacht.
Im Heimatmuseum soll daran erinnert werden, wie es früher war, aber auch, dass Menschen heute vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Der Mensch ist dem Wandel der Zeit nicht nur passiv ausgesetzt, sondern gestaltet aktiv mit. Es ist jedoch schön, wenn man sich als moderner Mensch dessen bewusst ist, dass die Lebensbedingungen, die wir heute vorfinden, auf der Arbeit unserer Vorfahren begründet sind.
So verstehen wir auch den Gedanken: "Wir stehen auf den Schultern unserer Ahnen". Museumsarbeit sollte aber nicht nur vergangenheitsorientiert sein: Wir möchten auch auf Herausforderungen der Gegenwart eingehen, im Sinne von: "Zukunft braucht Herkunft". Dabei ist aber noch viel zu tun!
Obernbergs Geschichte ist auch eine Geschichte der Gewerbetreibenden, die über Jahrhunderte den Ort belebten. Die Bezeichnung „Kupferschmiedgasse“ weist z.B. darauf hin, dass bestimmte Gewerbe auch an bestimmte Häuser gebunden waren. Jene Berufe, mit deren Ausübung eine starke Geruchs- oder Lärmentwicklung verbunden war, wurden außerhalb des Marktes ausgeübt, in Obernberg findet sich dafür die Bezeichnung „Vormarkt“.
Der Vormarkt Gurten, der hier am Gurtentor beginnt und sich um den Gurtenbach im Tal erstreckt, beherbergte unter anderem Gerber, Färber, Seifensieder und Säger.
Das Heimatmuseum im Gurtentor bietet eine einzigartige Sammlung von Exponaten historischer Gewerbe, von denen es den größten Teil heute nicht mehr gibt. Der Wandel von Berufsbildern ist bezeichnend für gesellschaftliche Veränderung.
Die Landwirtschaft als Lebensgrundlage für die Menschen war in Obernberg auf höchst bemerkenswerte Weise organisiert: Das Bistum Passau, dem Obernberg vom 12. Jahrhundert bis ins Jahr 1782 angehörte, verfügte über zahlreiche Grundbesitzungen und Hofmarken diesseits und jenseits des Inns. Sie wurden „Stephanische Aigen“ (nach St. Stephan, dem Patron des Bistums Passau) genannt. Insgesamt 51 Stephanische Aigen wurden von Obernberg aus verwaltet.
Die Menschen aus diesen Aigen mussten Robot (Arbeitsleistung) und Zehent (ein Zehntel) an Getreide, Feldfrüchten und sonstigen landwirtschaftlichen Produkten leisten. Zu diesem Zweck wurde in der „Zehenthofgasse“ ein großer Hof mit Ställen und Stadeln geschaffen, in dem die Zehentprodukte gelagert wurden.
Die Produkte wurden mit Ross und Wagen geliefert. Wirte, Bäcker, Metzger und Brauereien hatten zu den festgelegten Ablieferungszeiten und zu Zeiten der Jahrmärkte ein reges Geschäft.
Im Heimatmuseum werden die historischen Einnahmequellen Innschifffahrt, Landwirtschaft und Gewerbe anschaulich dokumentiert. Der Schlüssel im Logo des Vereins soll darauf hinweisen, dass die Auseinandersetzung mit Geschichte ein Schlüssel zu einer gelebten Kultur sein kann, die Menschen verbindet.
Der Inn war lange Zeit kein Grenzfluss, sondern bedeutender Verkehrsweg. Urfahr, einer der Vormärkte Obernbergs, war die erste Siedlung an dieser Stelle des Inns. Vermutlich gab es hier schon eine römische Flottille.
Seit dem Mittelalter bestand überaus reger Schiffsverkehr auf dem Inn in beide Richtungen. Transportiert wurden vielfältige Waren und Personen. Vor allem aber wurde Salz aus dem Dürrnberg bei Hallein und der Saline Reichenhall befördert, weshalb man auch von der „Salzschifffahrt“ spricht.
Bis zum 15. Jahrhundert wurden die Schiffe von Menschen wieder flussaufwärts gezogen. Erst dann wurde das Aufwärtstreideln mit Hilfe von Pferden erlaubt, welches vorher untersagt war, „damit sich die armen Leute zu Laufen ernähren mögen und die Städte gefördert werden“.
Die Obernberger Schiffleute waren zuständig für den Transport von Laufen bis nach Passau und zurück, dieser Teil der Strecke wurde als „Naufahrt“ bezeichnet. Die Obernberger Gilde bezeichnete sich seit ca. 1400 als „Nauflezerzeche“.
Die Nauflezer verwendeten die größten Schiffe, die überhaupt auf dem Inn zum Einsatz kamen: Die „Obernpergerin“. Sie konnten entweder 45 Tonnen oder 65 Tonnen Ladung aufnehmen und wurden je nach Größe entweder „Viererin“ oder „Fünferin“ genannt. Die Kosten für eine Obernpergerin beliefen sich auf das 7-8 fache der Kosten jener Schiffe, die die Laufener Schiffsleute verwendeten, ein Schiff hielt nur etwa 3 Jahre, dann musste es erneuert werden.
Der Inn war vor der Regulierung ein breiter Strom mit zahlreichen Nebenarmen und Untiefen. Es war äußerst schwierig, eine durchgehende Fahrrinne zu finden. Die Strecke wurde daher mit Stecken markiert. Jedem Transport voraus fuhr auf Salzburger Gebiet zusätzlich ein „geschworener Wasserseher“ mit einer „Wasserseherzille“. Auf bayrischem Gebiet, also auch hier in Obernberg, hießen diese beeideten Sicherheitsleute „Fürfahrer“. Ab dem 16. Jahrhundert wurden verstärkt „Nachplätten“ eingesetzt. Falls ein Schiff auf Grund lief, wurden die Waren auf die nachfahrenden Plätten umgeladen, damit dieses leichter wurde und wieder flott gemacht werden konnte. Die Nachplätten dienten später öfters auch als Ersatz für die teure Obernpergerin.
Die von der Salzach her beförderten Waren wurden in Laufen umgeladen. In Obernberg mussten die Waren verzollt werden, das alte Mauthaus zeugt von der Bedeutung der Mautstelle Obernberg.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Innschifffahrt völlig an Bedeutung. Mit der Einführung der Eisenbahn und dem zunehmenden Ausbau des Straßennetzes war die Ära des Flusses als Verkehrsader und die der Schiffseigner und Nauflezer Vergangenheit.
Seit Dezember 2019 kann auch das neu renovierte Pfarrer Reidinger Zimmer besichtigt werden. Dieser Obernberger Pfarrer komponierte und textete das bekannte Weihnachtslied: "Es wird scho glei dumpa"